Über Sprache und ein Sommerkleid

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– enthält Werbung –
Ich liebe Sprache schon immer. Sprache fasziniert mich, sie ist magisch und immer wieder wie ein Wunder.
Ich erinnere mich, wie es mich als Kind – ich konnte gerade lesen – faszinierte, dass ich plötzlich die Dinge lesen ‚musste‘, die an Schaufenstern und auf Werbeplakaten standen. Ich schaute ein Wort an und verstand es. Die Buchstaben bildeten Wörter, die ich lesen konnte. Wieso kann ich das Lesen nicht abschalten, so wie vorher, als alle Buchstaben nur wunderschöne Zeichen ohne Bedeutung waren?
Diese Frage stellte ich mir oft und ich erinnere mich so prägnant an diesen Gedanken, dass er mich bis heute beeindruckt.
 
In meiner Erinnerung verwandle ich mich wieder in ein Kind. Ein Kind auf dem Rücksitz eines Autos, die Schuhe für die lange Fahrt ausgezogen und Malstifte in der Hand. Neben mir meine Schwester und zwischen uns ein Berg an Büchern, Malsachen, Kartenspielen und Kuscheltieren. Ich liebte lange Autofahrten. Ich liebte das Aufstehen noch bevor die Sonne aufgegangen war, das Einkuscheln in eine Decke und das Einrichten meines Platzes für die Fahrt. Ich liebte sogar die Staus, in denen wir durch die Scheiben mit den Leuten in den Autos neben uns kommunizierten und immer kicherten, wenn uns einer zuwinkte.

Genau so eine Erinnerung ist es, in der ich zum ersten Mal über die Sprache nachdachte. Ich schaute aus dem Fenster, sah die Bäume, Häuser und Städte vorbeiziehen und las. Ich las Werbetafeln, Städtenamen und Schilder. Und ich tat es, ohne dass ich es meinem Kopf befohlen hätte. Ich sah ein A und wusste, dass es eines war. Ich erinnere mich, wie ich versuchte, Wörter nicht zu lesen, es mir zu verbieten und den Buchstaben keinen Sinn zu verleihen. Doch es klappte nicht ein einziges Mal.

 
Wir erinnern uns nicht an die Zeit, in der wir weder lesen noch schreiben konnten, wir wissen nicht, wie es sich anfühlte, wissen nicht, wie Buchstaben für uns aussahen. Wie komische Tiere vielleicht oder bloß wirre Linien? Mit dem Moment, in dem wir anfangen, sie zu verstehen, wagen wir einen großen Schritt nach vorn, in eine Welt, die das gesprochene Wort komplettiert. Und auf eine zauberhafte Art und Weise können wir plötzlich nicht mehr zurück. Wir verstehen etwas, ohne es zu wollen. 
Diese Frage, wieso wir plötzlich lesen können und geschriebene Worte verstehen, ist tatsächlich eine, die ich mir früher oft stellte. Und ich wäre natürlich keine echte Deutsch als Fremdsprache-Studentin, wenn ich mir diese Frage nicht endlich auch ein wenig wissenschaftlicher gestellt hätte. 😉
Und vielleicht interessiert es den ein oder anderen ja sogar. Im Grunde ist Lesen nichts anderes als Sprechen im Kopf. Um ein Wort lesen zu können und seine Bedeutung zu verstehen, müssen wir die Form des Wortes (das Graphem) in eine Klangeinheit (das Phonem) umwandeln, also Buchstaben in Laute.
Anschaulich wird dies besonders beim Prozess des Lesenlernens, das man bei Kindern beobachten kann. Wenn Kinder das Alphabet lernen, verknüpfen sie den gelernten Buchstaben mit einem Laut. Unser Alphabet enthält also die elementaren Laute unserer Sprache. Versuchen sie nun ein Wort zu entziffern, wandeln sie die Buchstaben, die sie sehen, in diese Laute um. Ganz zu Beginn dieses Stadiums können sie die Wörter erst nach und nach beim lauten Lesen entziffern und formen sich über den Klang die Bedeutung des geschriebenen Wortes.
Als fortgeschrittene Leser laufen die beiden Prozesse von Erkennen der Form und Umwandlung in eine Klangeinheit nahezu parallel ab und wir können bis zu 200 Wörter in der Minute lesen.
Wer sich dafür näher interessiert, kann sich diesen Film von arte auf Youtube ansehen, der das, was ich hier herunter gebrochen erklären wollte, ausführlich und wissenschaftlich erklärt und auch auf neurologische Prozesse eingeht. Sehr sehenswert!

Der Schnitt ist von einem gekauften Kleid abgenommen und die wunderschönen Stoffe sind Groovy Lotus und Sunrise* von monaluna, die die wunderbare Eulenmeisterei mir zum Probenähen zur Verfügung gestellt hat.

*sponsored gekennzeichnete Stoffe und Materialien wurden mir von der entsprechenden Firma kostenlos zur Verfügung gestellt. Dies beeinflusst jedoch nicht meine dargestellte Meinung.
Verlinkt: Outnow

Fredi Seemannsgarn handmade

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8 Antworten

  1. Liebe Fredi, ein echt toller Text, dein Kleid ist auch echt toll. Ich habe mit der Sprache auch noch mal ganz neue Erfahrungen gemacht, ich konnte sie lesen, aber nicht verstehen, ich wusste nicht beim Vorlesen, was die worte bedeuten, aber ich mag den klang der finnischen Sprache sehr. Ich verstehe immer noch nicht alles, aber bin viel aufmerksamer geworden auf den rest, ich kann viel schneller verstehen ob es wütend oder glücklich klingt, weis viel besser zu wem welche stimme gehört und achte auf mimik und gestik. Ich habe nocheinmal alles ganz anderes kennen gelernt und war genommen, als damals. Liebe Grüße Maira

  2. Hey Fredi, da hast du deine Gedanken wieder super schön in Worte gefasst, ich habe das richtig gerne gelesen. Ich muss auch immer egal wo ich Schrift sehe sie lesen. Ich denke mal, das war so ähnlich wie wenn ich jetzt japanische Schriftzeichen sehe, einfach Linien und Punkte, die keinen Sinn ergeben und eben einfach da sind 😀 Aber ich habe da eigentlich keine Ahnung von. Dein Kleid ist echt süß, besonders der Stoff des Rockes gefällt mir. Alles Liebe, Freja.

  3. Im ersten Absatz finde ich mich total wieder! Vor allem die Reisebeschreibung war so passend. Das Lesen lernen habe ich damals sehr genossen, ich habe meine Bücher über alles geliebt und auch mein Bruder kam nicht umhin, von mir das Lesen und Schreiben zu lernen und auch er hat es gerne getan, damals im Griechenlandurlaub. So schließt sich der Kreis von kuscheligem Urlaub und der schönen Leserei. Gerne wäre ich nochmal so klein und unbedarft (ok, klein bin ich immer noch 😉 ). Aber heute können wir ja andere schöne Sachen lernen. Das Kleid ist übrigens auch sehr schön. die Farben strahlen so toll! 🙂 Grüße :*

  4. Wow, ich finde die Gedanken, die du da als Kind hattest wirklich faszinierend. Da warst du ja schon als Kind eine kleine Philosophin ;). Ich kann mich leider gar nicht mehr an Kindheitsgedanken zur Sprache erinnern, aber deine Beschreibung von langen Autofahrten kommt mir dafür umso bekannter vor ;).Liebe Grüße,Leona

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