Ich muss euch was erzählen… • Jet Pack-Tasche

Inhalt

„Ja, es ist mitunter ein langer Weg zur neuen Traumtasche.
Alles beginnt damit, dass ich mich unsterblich in einen Taschen-Schnitt verliebe. Ich zögere nicht lange und kaufe mir die Anleitung und lade sie sofort herunter. Dass sie Englisch ist, stört mich zunächst nicht weiter, das kenne ich schon von anderen Anleitungen. Die Schnittteile sind fix ausgedruckt, wollen dann aber auch noch auf Pappe geklebt und ausgeschnitten werden. Der erste Arbeitsschritt wäre damit getan. Auf ihren Einsatz wartend, werde die Schablonen nun erstmal in die Ecke gelegt. Es folgt der nächste Schritt: Das Verstehen. Bei englischen Anleitungen empfiehlt es sich nämlich, diese lieber einmal mehr durchzulesen und alles zu übersetzen, was einem unbekannt ist. Auch alle Inch-Angaben müssen erst noch in Zentimeter umgerechnet werden. Aber auch das hält mich nicht davon ab, voller Vorfreude von Zipper Panels, Side Gussets, top- und edgestitching zu lesen und das erregte Kribbeln in den Fingern zu fühlen, endlich zum nächsten Schritt übergehen zu können. Dieser gestaltet sich nämlich wie folgt: Den Stoffladen des Vertrauens aufsuchen und Stoffe aussuchen! Ich liebe diesen Schritt! An endlose Weiten an Stoffbahnen entlang flanierend, Stoffe aneinander haltend und Farbkombinationen austestend, schwebe ich förmlich durch den Laden und spüre, dass ich eine gute Auswahl getroffen habe. Mit einer ganzen Menge an Stoff, Vlieseline, Reißverschlüssen und diversen anderen Materialien im Gepäck komme ich nach Hause und betrete mein Arbeitszimmer. Eine angenehme Ruhe umhüllt mich, schwenkt aber sogleich in energischen Tatendrang um und Stoffe werden ausgebreitet, Schablonen abgemalt und die Stoffschere gezückt. Schnell wächst der Berg an Schnittteilen zu einem bald unübersichtlichen Wirrwarr. Nun die Verstärkung und den Volumenvlies aufbügeln, was den Berg ein wenig eindämmt und nach nunmehr einigen Stunden Arbeitszeit alle Stoffteile ordentlich sortiert vor mir liegen. Es ist angerichtet!

Mit der Anleitung vor der Nase beginne ich, Teil um Teil, den Stoffen Leben einzuhauchen. Aus einer langen Stoffbahn wird allmählich ein Gurtband, Reißverschlüsse verbinden sich mit Stoffteilen und Knöpfe werden angebracht. An Essen und Trinken denke ich schon seit einiger Zeit nicht mehr und ich zwinge mich zu einer kleinen Pause. Aber schon muss es weiter gehen. Ich bin wie gebannt.
Die Tasche nimmt Form an, Rückseite und Vorderseite vereinen sich und schon bald habe ich eine nahezu fertige Tasche vor mir stehen. Als dann alle Teile ihren Platz gefunden haben, der letzte Stich gesetzt und ein letzter prüfender Blick erkennt, dass alles geschafft ist, bin ich einen kurzen Moment überwältigt.
Kaum zu glauben, dass aus dem Meer an Stoffteilen nun eine richtige Tasche geworden ist. Und auch mein Vater sagt, als er mich an meiner Nähmaschine sitzend sieht: Das ist doch wie Zauberei!
Und genau so empfinde ich es auch: als ganz kleinen Alltags-Zauber.“

Die Wahrheit

Natürlich klingt das alles erstmal wie ein Märchen. Und auch, wenn ich es im Nachhinein meist so empfinde, ist sicher nicht alles immer Friedefreudeeierkuchen beim Nähen. Eine englische Anleitung birgt auch nach etlichem Lesen das ein oder andere Geheimnis und Überraschungen und auch das Nähte-Auftrennen wird zu einer reichlich zeitfressenden Beschäftigung. Aber ich glaube, das gehört irgendwie dazu. Und jedes Mal, wenn ich feststelle, dass ich da schon wieder Mist gemacht habe und mich fluchend ans Auftrennen der Nähte mache, denke ich, dass ich es ja nächstes Mal besser weiß. Und auch das ist ein Gefühl, dass für mich dazu gehört. Und nach den Hochs und Tiefs des Nähprozesses, bin ich am Ende immer wieder stolz, dass der Zauber der Näherei mal wieder etwas ganz schön schickes gezaubert hat.

Und jetzt: DIE BILDERFLUUT!

 

 

 

Schnittmuster: „Jet Pack“ von Betz White – 9,78€ über etsy.com
Einlagen: H640 und S320 Vlieseline
Fredi Seemannsgarn handmade

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13 Antworten

  1. Sie sieht wirklich klasse aus. Und der geometische Stoff gefällt mir super super gut! (ich stehe derzeit voll auf geometische Stoffe 🙂 )
    Wünsch dir noch nen schönen Tag,
    STeffi

  2. Hach, du nähst immer so tolle Taschen/Rucksäcke…und die Stoffauswahl ist auch immer bombe <3 Sag mal, wie kommst du mit "runden Ecken" klar? Bisher sah bei mir alles, was eine runde Naht hat, unsauber aus. An den Rundungen wirft der Stoff immer Falten 🙁
    Liebe Grüße
    Eda

    1. Danke für dein Lob 🙂 Ich hatte bisher nicht wirklich Probleme mit den Rundungen. Wenn die Stoffe gut festgesteckt sind vor dem Nähen, klappt es bei mir ganz gut und die Nahtzugabe ist an den Ecken mit einer Zickzack-Schere gekürzt, bevor die Stoffe gewendet werden… So viel kann ich dazu sagen, ansonsten wüsste ich nicht, was ich anders mache, als du… 😉
      Liebe Grüße

  3. Eine supertolle Tasche hast Du da "gezaubert"!!! Es ist doch immer wieder ein Erlebnis, was da unter der Nähmaschine hervorhüpft 😉 Kleiner Alltags-Zauber trifft es ganz gut!
    Ich weiß nicht, wie Du mich gefunden hast, aber ich freu mich! Ich bleib dann auch mal hier bei Dir und warte ab, was bei Dir entsteht! Du hast eine tolle Art zu schreiben!
    LG Bea

  4. WOW! Die Tasche ist ja echt super! Gefällt mir richtig gut, kann verstehen das du verliebt bist *-*
    Hast du vielleicht Lust auf einen Linktausch? 🙂
    Lieben Gruß 🙂

  5. Extrem schön geworden!!! Da könnten wir beide mit unseren Rucksäcken glatt die ersten Plätze belegen 🙂 Vor allem Dein Stöffchen ist superschön! Glückwunsch dazu 🙂
    Herzlichst, Anita

  6. Hi,
    Ich finde den Rucksack auch richtig gut und habe mir erstmal die Infos auf der Schnittmusterseite durchgelesen…unbin froh, jemand gefunden zu haben, der das schon genäht hat(wirklich schick)! Daher kurz 2 Fragen:
    Ist „Fusible Fleece“ einfaches Bügelvlies? Wie dick?
    Und was hast Du als „Woven cotton fusible interfacing“benutzt?
    Weil etwas wasserabweisender hatte ich schon daran gedacht, beschichtete Baimwolle oder softshell zu benutzten. Braucht man dann wohl auch die Verstärkungen?
    Viele Grüße!

    1. Hi, ich habe mittleres Volumenvlies zum Aufbügeln als Fusible Fleece verwendet. Als Interfacing habe ich Vlieseline verwendet (könnte H250 gewesen sein… bin mir aber nicht mehr sicher). Außerdem habe ich den Boden mit Schabrackeneinlage verstärkt, damit er besonders robust ist.
      Bei Softshell würde ich eventuell das Volumenvlies weglassen. Ich weiß auch bei beiden Stoffen nicht, wie gut sich das überhaupt bebügeln lässt.
      Liebe Grüße, Fredi

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