Der Rucksackvergleich • Welchen soll ich nähen?

Inhalt

Moin moin da draußen!

Hier soll es heute um ein sehr spannendes Thema gehen – Rucksäcke. Ich liebe sie in allen Farben und Größen, Mustern und Details. Für mich muss ein Rucksack von außen und innen schön aussehen, aber vor allem auch funktional sein. Was nützt mir der wunderschöne gepunktete Rucksack, der aber einen blöden Verschluss hat oder nicht bequem zu tragen ist!
Meinen Faible für Rucksäcke habt ihr vielleicht auf dem Blog schon mal bemerkt. Heute möchte ich einen kleinen Überblick mit diesem Rucksackvergleich geben, was für Unterschiede es bei Rucksäcken gibt und worauf man achten kann, wenn man plant, einen Rucksack selbst zu nähen.
Dabei zeige ich euch meine selbstgenähten Rucksäcke, die ich alle im Alltag bereits testen konnte. Dabei sind mir einige Unterschiede bei der Handhabung, beim Material, bei Details aufgefallen, die ich euch nun zeigen möchte.

Die Schnittmuster, die ich nun vergleiche, sind der Range Backpack von Noodlehead (grau), der Vicky Backpack von Ithinksew (weiß) und zwei eigene Schnitte, die Totebag (gelb) und der eckige Gürtelrucksack (mit Gürtel-Upcycling) (rot).

Material

Fangen wir gleich mal mit dem Material an. Neben dem Stoff betrifft das zunächst auch die ‚Hardware‘, also Schnallen, Schieber etc.Ich habe bei allen Taschen verschiedene Stoffe verwendet.

Das Gelbe ist ein Oilskin von Elsbeth & Ich, er ist wasserabweisend und kann auch nachgewachst werden, was ich aber noch nicht ausprobiert habe. Der Stoff lässt sich wirklich gut vernähen. Durch die Beschaffenheit des Stoffes kann man Kanten sehr gut knicken, ohne dass man sie bügeln muss und sie bleiben trotzdem in Form. Das Material ist dünn und daher gut für Taschen geeignet, da man eigentlich nirgends wirklich dicke Schichten bekommt. Gebrauchsspuren sieht man zwar, kleinere Stellen gerade am Boden, die ‚benutzt‘ aussehen, weil dort einfach häufiger Dreck dran kommt oder unebene Untergründe. Insgesamt ist das Material aber sehr beständig dafür, wie oft ich die Tasche benutze.

Beim Range Backpack habe ich außen Kunstleder von Snaply verwendet. Beide Leder ließen sich ohne Probleme vernähen und sind auch nicht zu dick. Ich kenne Kunstleder, die beim Nähen auf der Nähmaschine ‚kleben‘ bleiben, weil sie eine hochglänzende Oberfläche haben. Diese Kunstleder sind aber beide in Wildlederoptik und sehr weich. Dadurch ist das Nähen unproblematisch. Dreck lässt sich ganz gut abwischen, Wasser bzw. Regen habe ich mit der Tasche noch nicht erlebt, es dürfte ein paar Tropfen aber durchaus aushalten. Zur Beständigkeit kann ich daher auch noch nichts sagen.

Der Vicky Backpack ist mit klassischem Canvas genäht und ein paar Kunstlederdetails. Canvas lässt sich erfahrungsgemäß immer sehr gut und einfach vernähen, das es das flexibelste Material dieser vier Taschen ist. Canvas hat allerdings im Vergleich den höchsten ‚Verschleiß‘. Ich habe mich ja auch noch für hellen Stoff entschieden, Vor Anker von Frau Tulpe. Canvas hat keine so robuste Oberfläche wie z.B. der Oilskin und wird in meinem Fall auch deutlich schneller dreckig. Ich muss aber sagen, dass der Stoff trotz häufigen Tragens noch sehr ordentlich aussieht. Vor allem Stellen, die viel mit der Kleidung in Kontakt kommen oder mehr Reibung ausgesetzt sind, haben deutliche Gebrauchspuren, z.B. die Träger oder Stellen am Rücken. In den Schmutz würde ich die Tasche trotzdem nicht unbedingt stellen, da man es nicht so gut abwischen kann – dann bleibt nur noch die Waschmaschine und davor drücke ich mich immer, weil ich nicht weiß, wie die Tasche wieder rauskommt… 😛

Der Stoff des Gürtelrucksacks hingegen überzeugt durch die Beständigkeit bei der Abnutzung. Das Material nennt sich Oxford Gewebe 600D und ist von Stoffkontor. Der Stoff ist wasserundurchlässig und lässt sie ganz einfach abwischen. Der Stoff ist also am pflegeleichtesten von allen vier Modellen. Beim Vernähen muss ich allerdings sagen, dass es etwas schwieriger ist als bei den anderen. Der Stoff ist kaum flexibel, weswegen man beim Nähen nichts richtig zurechtzuppeln kann, wenn man etwas ungenau gearbeitet hat. Außerdem bleiben Nadellöcher sichtbar, wenn man eine Naht auftrennen muss. Daher sollte man auch nicht mit einer zu kleinen Stichlänge arbeiten, weil es das Material sonst zu sehr ‚durchlöchert‘. Beim Beckett Backpack habe ich den selben Stoff verwendet und da ist nun schon mehrfach eine Naht aufgegangen. Ich bin nicht sicher, woran es liegt, ob ich nicht richtig genäht habe oder die Belastung zu groß war… das ist mir bisher auf jeden Fall nur bei dieser Tasche so passiert und könnte auch am Material liegen. Ansonsten ist der Stoff sehr robust und zeigt sonst kaum Gebrauchsspuren.

Zum Stoff kommen ja bei Taschen meist noch weitere Materialien. Innen habe ich übrigens meist einfache Baumwollstoffe verwendet und sehe da bei den Rucksäcken nun kaum Unterschiede. Ich habe aber mal den Tipp einer Leserin bekommen, den Innenstoff nicht zu dunkel zu wählen, da man dann innen weniger sieht. 😉
Die zusätzlichen Materialien, also die Hardware, ist bei den Taschen auch sehr unterschiedlich. Beim Totebag habe ich zwei Reißverschlüssen und zwei Lederriemen benötigt. Ich persönlich mag auf jeden Fall lieber Metallreißverschlüsse, da sie immer hochwertiger aussehen. Auch bei den anderen Taschen mit Reißverschlüssen habe ich immer Metallverschlüsse genommen, auch wenn sich das beim Preis echt bemerkbar macht. Aber vielleicht findet ihr mal in einer Grabbelkiste oder im Ausverkauf Metallreißverschlüsse und nehmt welche auf Vorrat mit. Bei Taschen kann man die ja auch immer gut kürzen und anpassen.
Beim Range Backpack habe ich außerdem einen Magnetverschluss verwendet und zwei D-Ringe für den Taschenverschluss. Bei den Trägern gibt es auch verschiedene Hardware, dazu aber gleich mehr. Bei manchen Taschen braucht man auch Gurtband. Ich verwende da am liebsten Baumwollgurtband, weil es sich schöner anfässt und meiner Erfahrung nach auch beständiger ist. Bei dem Gürtelrucksack habe ich einen Gürtel recycelt und als Verschluss verwendet. Auch sowas kann man bei Taschen wunderbar einarbeiten. Für die Handhabung ist dieser Verschluss allerdings nicht unbedingt der beste. Wieso, dazu kommen wir jetzt!

Handhabung

Die Handhabung umfasst für mich mehrere Punkte. Wie gut komme ich an wichtige Dinge? Wie kann ich die Tasche tragen, wie kann ich sie festhalten, wie praktisch ist sie in alltäglichen Situationen…

Stellen wir uns mal eine ganz alltägliche Situation vor. Ich gehe in die Stadt und will ein paar Dinge besorgen. An der Kasse will ich natürlich mein Portemonnaie rausholen. Hier oben im Bild seht ihr, wie ich das vermutlich machen würde. Es wird schon ein ganz entscheidender Unterschied deutlich: wie kann ich die Tasche festhalten, wenn ich etwas rausholen will? Die Totebag und der Vicky Backpack haben jeweils zwei Henkel, an denen ich die Tasche einfach über den Arm hängen kann. Dann komme ich sehr bequem und schnell an meine Fächer und kann das Portemonnaie rausholen. Etwas umständlicher wird es beim Range Backpack. Hier muss ich die Tasche mit der Hand am Henkel oder Träger festhalten. Dadurch habe ich weniger Stabilität beim Halten und komme nicht ganz so gut an das Außenfach. Das klingt jetzt irgendwie banal, aber es macht für mich wirklich viel aus bei der Funktionalität der Rucksäcke. Bei der Totebag und dem Vicky Backpack kann ich ganz entspannt der oberen Reißverschluss öffnen und die gekauften Sachen einpacken. Den Rangebackpack muss ich eigentlich immer irgendwie absetzen, damit ich genug Stabilität habe, um Dinge einzupacken oder herauszuholen. Hinzu kommt auch noch: der Verschluss des Range Backpacks ist echt nicht die beste Erfindung des Jahrhunderts… Es sieht zwar wirklich hübsch aus, aber der Verschluss mit den beiden D-Ringen lässt sich nicht so schnell öffnen und schließen wie ein Reißverschluss. Auch hier muss ich die Tasche eigentlich immer absetzen, da ich den Verschluss mit beiden Händen öffnen und schließen muss. Das Schließen selbst dauert am längsten, da ich den Riemen durch die D-Ringe ziehen muss. Wenn ich den Rucksack nicht richtig schließe, bleibt er nicht so gut in Form, weswegen ich den Riemen wirklich jedes Mal öffnen und wieder schließen muss. Das finde ich wirklich sehr umständlich. Besser vorstellen könnte ich mir hier vielleicht einen Verschluss mit Magnet, so wäre es deutlich schneller. Ähnlich gestaltet sich das beim Gürtelrucksack. Auch hier ist die schöne Optik nicht alles. Ich muss den Riemen wirklich jedes Mal mit beiden Händen schließen, was mich Zeit kostet und einfach auf Dauer lästig ist. Es gibt so ähnliche Verschlüsse auch mit Magnetverschluss, allerdings sind die nicht so einfach zu bekommen, wie ich finde. Wenn ihr alte Taschen mit solchen Verschlüssen habt, dann macht die unbedingt ab vor dem Wegschmeißen, denn die sind wirklich sehr viel praktischer.

Die Innenaufteilung könnt ihr im Prinzip bei jeder Tasche individuell anpassen. Ich habe in allen Rucksäcken verschiedene Innentaschen. Für mich hat sich eine vielfältige Innenaufteilung aber nicht unbedingt als wichtig erwiesen. Ich finde ein großes Fach für z.B. einen Laptop oder einen Block ganz praktisch. Reißverschlusstaschen nutze ich persönlich kaum, aber die kann man natürlich auch ergänzen. Tatsächlich finde ich eine äußere Tasche mit Reißverschluss viel wichtiger, um schnell an wichtige Dinge zu kommen. Beim Gürtelrucksack fehlt ein Außenfach, wenn die Klappe geschlossen ist. Bei den anderen Rucksäcken nutze ich die Reißverschlussfächer sehr, sehr viel. Der Vicky Backpack hat zwar zwei Außenfächer, unten noch ein zweites und sogar größeres, allerdings nutze ich in der Praxis nur das obere, da man dort schneller dran kommt. Dennoch finde ich das untere Fach für die Optik ganz schön.

Mein Fazit für die Handhabung: Die zusätzlichen Henkel wie bei zwei der Taschen haben sich für mich im Alltag als unfassbar praktisch erwiesen. Ich muss in so vielen Situationen mal schnell was rausholen oder einpacken. Bei den beiden Taschen muss ich nicht erst alles absetzen und stehenbleiben, sondern kann eigentlich alles im Gehen machen. Für mich ist das der entscheidende Pluspunkt bei der Handhabung. Aber auch ein gut zu erreichendes Außenfach ist für mich sehr wichtig.
Bei der Totebag kommt natürlich dazu, dass ich sie auch mal fix über die Schulter hängen kann und dadurch eine zusätzliche Trageoption habe.

Fassungsvermögen/Verhalten mit Gewicht

Die Maße eines Rucksacks könnt ihr meist bereits vor dem Kauf sehen. Meine Taschen haben etwa diese Maße:
Totebag 38H x 35B (40 oben) x 10T
Range Backpack 38H (geschlossen) x 26,67B (37 oben) x 10,16T
Vicky Backpack 40,64H x 29,21B x 10,16T
Gürtelrucksack 38H x 33B x 10T

Das Fassungsvermögen der Rucksäcke habe ich mithilfe meines Laptops (17″), eines schmalen Ordners, einer Trinkflasche und einer Federtasche getestet. Dabei wollte ich auch testen, wie sich die Taschen bei dem Gewicht verhalten (entschuldigt bitte meine Handhaltung, aber, heidewitzka, das war ziemlich schwer zu halten :D). Die Gegenstände haben in alle vier Taschen reingepasst. Der Gürtelrucksack ging allerdings nicht mehr ganz zu, da ich am Verschluss nicht genug Löcher habe, um es zuzumachen. Ansonsten ließen sich alle Taschen schließen.

Ich habe die Kandidaten jetzt natürlich an den oberen Henkeln festgehalten, Dabei wirken die Totebag und der VickyBackpack etwas stabiler, weil das Gewicht gleichmäßig verteilt wird. Auf dem Rücken zeigt es sich so:

Ein Vorteil des Range Backpacks ist, dass er durch die Foldover-Klappe etwas variabler ist, wenn man etwas mehr einpackt und es mit dem Verschluss anpasst. Ganz bis oben würde ich ihn allerdings nicht vollmachen, da es keinen Reißverschluss gibt und man den Rucksack nicht mehr richtig zu machen kann. Aber gut gefüllt sieht der Rucksack dann so aus:

Unterschiede gibt es bei den Taschen auch, wie gut sie von selbst stehen. Der Gürtelrucksack und der Range Backpack blieben am besten stehen, die Totebag und den Vicky Backpack musste ich etwas festhalten. Am stabilsten kommt mir der Range Backpack vor. Das Leder gibt von Haus aus guten Stand mit und die Tasche bleibt auch vollgepackt gut in Form.
Der Vicky Backpack hält auch ganz gut durch, obwohl der Stoff weniger stabil ist. Bei der Totebag sieht man schon, einigen Beulen, wenn man mal mehr reinpackt. Die Tasche ist aber auch nicht verstärkt und die beiden Stofflagen daher recht dünn. Der Gürtelrucksack gibt sich tatsächlich nicht so viel Mühe, in Form zu bleiben. 😀 Ich glaube, das liegt daran, dass die Tasche nur mit der Klappe geschlossen wird. Mit einem Reißverschluss oder einem Drehverschluss würde die Tasche besser zu bleiben, vor allem wenn die Klappe auch nicht mehr richtig zu geht.
In allen Taschen ist neben den Sachen noch etwas Platz für Kleinkram.

Träger & Tragekomfort

Die Träger bei einem Rucksack sind auf jeden Fall ein spannender Aspekt, den man nicht unterschätzen sollte. Die Träger machen viel aus, da sie bequem sitzen sollen, nicht einschneiden sollten bei längerem Tragen, sie können verstellbar sein und das auf verschiedene Weise, unterschiedlich verstärkt und gepolstert sein und auch unterschiedlich am Rucksack positioniert sein. Diese Aspekte beeinflussen alle, wie gut und gerne wir einen Rucksack am Ende tragen werden.
Meine vier Beispieltaschen haben tatsächlich ganz verschiedene Träger.

Die TOTEBAG überzeugt zwar durch die Variabilität der Träger, da sie als Rucksack und als Tasche getragen werden können, allerdings sind die Träger bei meiner Version relativ schmal und auch nicht weiter verstärkt oder gepolstert. Das heißt, dass sie als Rucksack nicht unbedingt am bequemsten sind. Bei längerem Tragen mit viel Gewicht schneiden sie etwas ein, da sie relativ schmal sind und daher nicht so gut aufliegen. Man könnte die Träger hier natürlich auch noch etwas verstärken, damit sie besser in Form bleiben, sie müssen nur trotzdem noch gut durch die Öffnungen gezogen werden könne zum Verstellen. Außerdem können die Träger nicht in der Länge verstellt werden. Daher muss man beim Nähen gut abschätzen, dass sie später nicht zu kurz oder lang sind. Die Länge passt für mich ganz gut und für kürzere Strecken trage ich die Tasche durchaus gerne als Rucksack. Was allerdings auch etwas störend ist, dass die Träger immer verrutschen, sobald man sie nur an einer Seite festhält, da sie sich dann durch die Trägerpasse ziehen. Man muss die Träger also immer gut festhalten und nachjustieren, wenn man sie als Rucksack aufsetzen will, was vor allem schwierig ist, wenn die Tasche schwer beladen ist.

Der RANGE BACKPACK kann beim Tragekomfort schon eher punkten. Die Träger sind deutlich breiter. Bei meiner Version sind sie durch das verwendete Kunstleder auch schön weich und trotzdem fest genug, dass sie ordentlich auf der Schulter aufliegen. Verstellt werden die Träger durch einen Gurtverschieber. Dieser kann nach oben und unten auf dem Träger verschoben werden, sodass dieser kürzer oder länger wird (nach dem selben Prinzip wie bei einem BH-Träger). Ich finde diese Lösung optisch sehr schön, da die Träger dadurch immer ‚fest‘ sind, also kein Band irgendwo rumhängt. Allerdings ist es auch etwas aufwändiger, es zu verstellen, da man die Tasche dazu eher abnehmen muss und mit beiden Händen den Gurtschieber verstellt.

Dafür trägt sich der Rucksack sehr angenehm. Auch die Positionierung der Träger an den unteren Seiten empfinde ich als angenehm, da sie seitlich angebracht werden und so gut am Rücken anliegen. Ich kann mir vorstellen, dass sie auch bei längerem Tragen angenehm sind und gut aufliegen (bisher habe ich den Rucksack nur bei kleineren Touren durch die Stadt benutzt).

Die Träger vom VICKY BACKPACK sind etwa so breit wie die des Range Backpacks. Ich habe sie nicht weiter gepolstert, was man aber durchaus machen könnte, wenn man es gerne etwas gepolsterter mag. Ansonsten sind sie vom Tragen her ähnlich wie beim Range Backpack. Der Unterschied liegt hier beim Verstellen. Beim Vicky Backpack habe ich unten ein Gurtband, mit dem man den Träger dann verstellt. Der Vorteil dabei ist, dass man das meist mit einer Hand und beim Tragen machen kann, was natürlich um einiges schneller und einfacher ist. Ich hatte lediglich das Problem, das ich nicht die richtigen Schieber hatte. Ich habe einfache Gurtschieber genommen, dadurch ist der Träger dann aber immer von selbst verrutscht, wenn der Rucksack etwas schwerer beladen war. Es gibt aber auch Schieber, die kleine Zähnchen haben, die das Verrutschen verhindern (hier links auf dem Foto).

Wenn man die richtigen Schieber verwendet und das passende Gurtband, dann ist diese Lösung sehr praktisch und funktional.

Die Träger meines GÜRTELRUCKSACKS sind recht breit für meine schmalen Schultern, aber das muss man sowieso individuell gucken, wie breit man seine Träger mag. Sie können aber einfach gepolstert werden und die gewählte Einlage kann dann mit vertikalen Nähten fixiert werden. Das Problem ist hier eher: die Träger können nicht verstellt werden. Ich habe statt Gurtband die Reste eines Gürtels verwendet, diese jedoch nicht verstellbar gemacht. Das stört mich schon beim Tragen, da man den Rucksack überhaupt nicht justieren kann. Daher würde ich hier eher dazu raten, eine verstellbare Trägeroption zu wählen.

Insgesamt finde ich verstellbare Träger natürlich am praktischsten. Speziell gepolsterte Träger brauche ich persönlich nicht, das kommt aber vielleicht auch darauf an, wie lang man seine Märsche damit plant und ob man dann lieber etwas mehr polstert. Auch die Form der Träger kann noch anders variiert werden. Der Rucksack Isah von DIY Eule beispielsweise hat leicht geschwungene Träger, was auch den Tragekomfort positiv beeinflussen könnte. Das Gute bei Träger ist aber, dass ihr diese meist auch bei anderen Rucksäcken verwenden könnt. Wenn ihr also einen Schnitt habt, dessen Träger ihr nicht so gerne mögt, näht ihr einfach einen anderen Träger oder verändert die Form, sodass es euch besser passt.
In der Übersicht oben seht ihr nochmal, wie ich Komfort und Vorstellbarkeit der Träger beurteile.

– FÜTTERN/VERSTÄRKEN –

Das Füttern von Taschen ist auch für mich manchmal noch ein kleines Rätsel. Ich ziehe es eigentlich vor, Taschen wenig zu füttern/polstern, weil ich es nicht mag, wenn sie so ‚fett‘ werden. Es gibt natürlich Taschen, da ist es notwendig, wie beispielsweise bei meiner Kameratasche. Dort soll der Inhalt ja extra gut geschützt werden. Für meinen alltäglichen Gebrauch komme ich aber sehr gut mit unverstärkten Taschen aus. Wenn man plant, seinen Laptop regelmäßig in der Tasche zu transportieren, sollte man auch über ein extra gepolstertes Laptopfach nachdenken. Es kommt immer auch darauf an, wie stabil der gewählte Außenstoff ist. Sowohl Kunstleder, als auch der Oxford und der Oilskin sind von sich aus relativ stabil, daher brauche ich da eigentlich kein Bügelvlies zum Verstärken. Für den Boden kann man sich durchaus überlegen, ob man den z.B. mit sehr festem Bügelvlies verstärkt. Ich denke, es ist Geschmacksache, wie sehr man den Rucksack verstärken will. Den Vicky Backpack habe ich mit einer Lage Volumenvlies zum Aufbügeln verstärkt, da die Stoffe sonst recht dünn wären. Dass der Rucksack, wenn er leer ist, nicht wie eine Eins von selbst steht, stört mich da überhaupt nicht. Schaut euch ruhig auch mal in einem Taschengeschäft um, wie stabil euch die Taschen vorkommen.
Am Rückenteil kann man sich überlegen, eine Lage Volumenvlies zum Polstern zu verwenden oder eine stärkere Vlieseline zu verwenden, um dort etwas mehr Stabilität zu bekommen. Es ist dann auch nicht verkehrt, das Rückenteil sozusagen zu quilten, also mit queren oder Längsnähten zu fixieren, damit es auch gut mit den gewählten Einlagen verbunden ist.

Habt ihr selbst Tipps zum Verstärken von Rucksäcken? Ich bin mit meinen wenig verstärkten Taschen sehr zufrieden und habe damit keinerlei Probleme. Wie seht ihr das, welche Erfahrung habt ihr dabei gemacht?!

Maße umrechnen

Wenn ihr englische Schnittmuster kauft, kann es passieren, dass die Maßangaben nur in Inch/Zoll angegeben werden. Am einfachsten wäre es natürlich, ein Lineal mit Inchangaben zu verwenden, da das jedoch nicht jeder zuhause hat, müsst ihr die Maße für euren Rucksack gegebenenfalls umrechnen. Beim Range Backpack werden beispielsweise alle Schnittteile mit den Maßen in Inch angegeben und müssen dann auf den Stoff gezeichnet werden. 1″ entspricht dabei 2,54cm. Meist kann man dies also einfach umrechnen und den Wert in Zentimetern verwenden. Wenn ihr eine etwas krumme Zahl bekommt wie 1,25″=3,175cm, dann würde ich einfach auf zwei Nachkommastellen aufrunden. Es ist zwar etwas mehr Arbeit, wenn die Maße erst umgerechnet werden müssen, aber viele Schnittmuster enthalten die Schnittteile ja auch zum Ausdrucken und ihr müsst nur noch ein paar Zahlen umrechnen. Eine kleine Tabelle zu den gängigen Inchangaben bei der Nähmaschine findet ihr übrigens hier zum Ausdrucken. Taschen mit Inchmaßen sollten euch also nicht abschrecken, da es eigentlich keinen Unterschied macht, außer dass ihr ein paar Zahlen umrechnen müsst (wenn ihr bei Google ‚Inch in cm‘ eingebt, bekommt ihr auch gleich einen einfachen Umrechner!).

Fazit

Man kann aus dem Rucksacknähen natürlich eine Wissenschaft machen. Ich hoffe, ich konnte euch heute ein paar Tipps geben, worauf ihr bei der Auswahl des Schnittes und beim Nähen achten könnt – bei weitem nicht müsst und darüber hinaus auch nach anderen Kritikpunkten auswählen könnt. Auf die Optik bin ich heute nicht eingegangen, weil es erstens sehr individuell ist, was man optisch ansprechend findet und es zweitens noch lange nichts über die Funktionalität aussagt. Alle meine Rucksäcke finde ich schön, sie sind mehr oder weniger praktisch in verschiedenen Bereichen, aber allemal nicht perfekt. Welche Abstriche man bei dem ein oder anderen Aspekt macht, bleibt euch natürlich überlassen und ich hoffe, dass ihr trotzdem Lust bekommen habt, euch an einen Rucksack zu wagen.

Denn nichts mindert den Stolz und die Freude, mit einem selbstgenähten Rucksack durch die Stadt, die Uni oder in die Schule zu gehen oder jemandem sein Werk zu zeigen. Traut euch einfach dran und einen weiteren Rucksack könnt ihr schließlich immer noch nähen… 😉

Und jetzt bin ich auf eure Fragen, Anmerkungen, Erfahrungen und Tipps gespannt! Schreibt mir gern oder tauscht euch gegenseitig aus.

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11 Antworten

  1. Herzlichen Dank für die Zusammenstellung, das war echt hilfreich. Von der Optik her liebäugel ich schon länger mit dem Rangebackpack, bin aber etwas vorsichtig mit englischen Anleitungen. Ist die auch für mich als nicht-Muttersprachler verständlich?Und: Toll, dass du gleich so viele getestet hast!Liebe GrüßeClaudia

    1. Ich kam mit meinem Abi-englisch gut mit englischen Anleitungen klar bisher :-). In der Regel sind die Fotos eindeutig, man muss halt Leo.org nebenher geöffnet haben zum übersetzen, dass hilft. GrüßeAnna

  2. Vielen Dank für die wirklich viele Arbeit, die Du Dir mit diesem Vergleich gemacht hast! Mir hat er den letzten Entscheidungsschub gegeben, mal den RangeBackPack zu probieren. Allerdings überlege ich noch, oben einen Reißverschluss zu ergänzen, da muss ich noch ein bisschen tüfteln…Liebe Grüße,Ulrike alias @naehmatode

  3. Hej!Wegen des weißen Rucksacks: du könntest ihn in die Spülmaschine stellen. Evtl. Über einen oder zwei Flaschenhalter spannen, falls vorhanden. Bei niedriger Temperatur und sonst nix drin.Habe ich mit den Schulrucksäcken der Kinder schon häufiger gemacht. Klappt super, ohne dass sie zerquetscht werden oder durch die hohe Reibung in der Waschmaschine angegriffen werden.Aber Achtung: darauf achten, dass auch im Spülgang vorher keine Tomatensoße weggespült würde ;-)Liebe Grüße Christina

  4. Vielen Dank für den sehr ausführlichen Post. Einen Rucksack nach deinem Schnittmuster habe ich bereits genäht. Allerdings habe ich eine Steckschnalle als Verschluss gewählt, was das Öffnen/Schließen und Verstellen erleichtert. Als nächstes steht der Range Backpack an. Dafür werde ich deine Tips hier auf jeden Fall mitnehmen. Ich überlege gerade auch die Träger anders zu machen, sodass ich diese dann auch beim Tragen verstellen kann. Mal sehen, ob das so klappt. Schön zu sehen, dass es noch mehrere Rucksack-Verrückte gibt 🙂 Viele Grüße, Franziska

  5. Liebe Fredi,wow, was für ein ausführlicher, detaillierter Bericht! Ich habe noch nie eine Tasche genäht, lediglich Klamotten, und tu mich generell schwer damit, Taschen als schön zu empfinden. Aber vielleicht setze ich mich grad deshalb mit den Kriterien, die eine Tasche bzw. ein Rucksack erfüllen kann, intensiv auseinander und bastel‘ mir im Kopf ein Traumschnittmuster zusammen. Ob das jemals Gestalt annimmt, weiß noch niemand, aber Dein Erfahrungsbericht ist auf jeden Fall eine große Hilfestellung. Danke dafür!Viele GrüßeKerstin (http://enkeda.de)

  6. Ich liebe ja meinen Vicky Backpack und träume schon lange von einem Neuen. Leider habe ich nem schlechten Reißverschluss benutzt, der die tägliche Belastung nicht ausgehalten hat 🙁 Träger müssen bei mir unbedingt verstärkt sein und den nächsten Rucksack verstärke ich genetell mehr, damit et mehr Stand bekommt. Lustigerweise habe ich das kleine Fach, welches du so viel benutzt, fast nicht genäht :-D. Mir reicht das Reißverschlussfach unten. Der Rangebackpack gefällt mir ja auch richtig gut, meinst du, man kann den oben mit einem Reißverschluss ergänzen? Das würde mir gefallen. ..Danke mal wieder, fürall deine Mühe <3Liebe GrüßeAnna

  7. Liebe Fredi,
    Vielen Dank für diesen ausführlichen Beitrag! Vor aufwändigeren Nähprokekten grüble und recherchiere ich tatsächlich immer sehr, sehr lange, bevor ich mich entscheide und loslege. Es wird wohl ein Modell nach deinem Tutorial für die gelbe Tasche, vielen Dank auch dafür! Das dürfte für meinen Alltag das passendste sein. Mittlerweile habe ich aber schon ein paar Taschen und Rucksäcke genäht, sodass die Angst vor der allgemeinen Herausforderung „Rucksack“ schonmal stark gesunken ist. Manches muss man wohl einfach mal angehen. Dann schau ich mal, ob ich alles da habe 🙂
    Liebe Grüße
    Janine

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